Nach der Party am Kampus der Cankaya Universität in Ankara hatten wir einen relativ entspannten Tag vor uns. Zuerst hatten wir laut unserem Roadbook die Aufgabe, uns von einem Studenten die Sehenswürdigkeiten der Stadt zeigen zu lassen. Zusammen mit einem anderen Team hatten wir zwei Studenten und deren Vater als Tourguide und bekamen so das Atatürk Mausoleum, sowie die Burg zu sehen. Aber wir sind ja auf einer Rallye und nicht auf Sightseeing, also danach sofort weiter, endlich wieder fahren 😉 Das Ziel war das nicht allzu weit entfernte Bogazkale, wo schon traditionell die „Chinesen-Rallye“-Etappe startet.
Wie immer gab es ein gemeinsames Fahrerlager vor den Ruinen von Hattuscha. Mit einem beeindruckenden Feuerwerk über den Ruinen sowie das Aufsteigen lassen kleiner leuchtender „Heißluftballons“ (in Deutschland verboten) endete der Abend sehr stimmungsvoll.
Am 5. Mai um ca. 09:00 Uhr Ortszeit war dann der offizielle Start zur „Chinesen-Rallye“. Hierbei gab es jedoch keine Zeitname oder ähnliches, sondern es handelt sich dabei mehr um eine Geschicklichkeits-Rallye. Die Streckenangaben im Roadbook waren türkisch beschriftet und bebildert.
Aufgrund der sehr guten Beschilderung und den Einheimischen, die allerorts uns zu winkten und den Weg wiesen, hatte unser Navigator Slash einen sehr entspannten Tag. Dafür wurde es für die Autos umso härter. Im Roadbook standen drei Mal zwei unterschiedliche Strecken zur Auswahl:
Route A – Eine Strecke für Allradgetriebene Autos, bzw. auch Zweiradgetriebene in gutem Zustand.
Route B – Eine Strecke für LKWs, Busse und alle anderen Autos und Autos (Zitat aus dem Roadbook 😉 )
Aufgrund der nicht mehr besten Stoßdämpfer unserer BMWs entschieden wir uns für die Strecke B, zumindest bei den ersten zwei Wahlmöglichkeiten. Ab dem ersten Scheidepunkt der beiden Routen hatten wir sogar eine Polizeieskorte bis nach Corum. Auch die Polizei wählte die Strecke B, bzw. wollte diese auch beim dritten Scheidepunkt wählen. Ein Streckenposten machte jedoch sowohl der Polizei, als auch uns einen Strich durch die Rechnung und schickte uns auf die Route A. Der Grund ist uns leider nicht weiter bekannt, aber so kämpften wir uns auch mit unseren BMWs einen Teil der A-Route durch und konnten diese mit Geschicklichkeit und vorrausschauender Fahrweise problemlos meistern.
In Corum sollten wir nun die dort berühmten Kichererbsen kaufen. Ein englischsprachiger Einheimischer kam nach dem Parken sofort auf uns zu, und fragte ob er uns helfen kann, und zeigte uns schließlich den Weg zu einem der 10 bekanntesten Läden in der ganzen Türkei. Aufgabe erledigt und weiter gings über Stock und Stein, Schotter und Staub und schließlich nach Amasya, dem Ort, an dem Atatürk letztendlich die Türkei gründete. Dort waren uns einheitliche Preise für alle Hotels versprochen, was leider nicht funktionierte, und alle günstigen Hotels schnell ausgebucht waren. Deshalb entschlosen wir uns kurzerhand das eigentlich geplante Nachtlager zu verlassen und noch eine Stadt weiter zu fahren, wo sich schließlich die Hotellage auch als besser herausstellte und wir schnell ein günstiges Hotel, passend zu den Regeln fanden.
Am zweiten Tag der Chinesenrallye gab es erst zwei Aufgaben zu erledigen. Wir sollten in Zile die Burg finden, die bereits von Julius Cäsar erobert wurde, und herausfinden, welchen kurzen Brief er von dort aus schrieb. Unsere schon anfängliche Vermutung bestätigte sich und so war das nicht allzu schwer. Die Lösung gibts natürlich erst nach der Rallye 😉
Weiter gings vorbei am Gefängnis in Tokat, in dem einst Graf Dracula einige Jahre saß. Auch hier schnell ein Foto gemacht und weiter. Damit dem Navigator Slash heute nicht wieder so langweilig ist, durfte er beim Einbiegen in die zweite und letzte Etappe der Chinesenrallye auch mal ans Steuer! (Anm. des Verfassers: Danke QuPe!) Die Etappe hatte es aber in sich, zeitweise würden wir die sogar zur Route A zuordnen, nur dass es an diesem Tag keine offizielle Alternativ-Strecke gab. An dieser Stelle nochmal ein großes Dankeschön an „Franzl“, der uns sowohl beim Anfertigen als auch beim Montieren des Ölwannenschutzes geholfen hat! Wir mussten den Schutz auf diesen Strecken des öfteren in Anspruch nehmen.
Aufgrund der harten Strecke wurden die Halterungen des Dachkoffers von Alfred wohl etwas überbelastet und so brachen die beiden vorderen Aluwinkel. Es stand also die erste Reperatur an. An der erstbesten Ortschaft suchten wir uns also einen Schmied. In Aybasti hielten wir am ersten Haus, das einigermaßen nach Schmied aussah, und tatsächlich auch einer war. Mit Händen, Füßen und den gebrochenen ausgebauten Winkeln erklärten wir unser Problem. Offensichtlich kam das Problem rüber, aber bis wir schauten lief der Mann mit den Winkeln los, Richtung dorf, und zwar zu einem anderen Schmied. Er selbst könne wohl Alu nicht schweißen, aber sein Kollege schon. Wie geil ist das denn, ein Schmied bringt uns zur Konkurrenz quasi. Der Dachkoffer ruhte derzeit auf einem Hammer und einem Pflasterstein und so fuhren wir das Auto zum anderen Schmied. Nicht nur, dass uns der Schmied die Winkel sofort schweißte, nein wir bekamen auch wieder Tee angeboten und waren wohl für kurze Zeit die Hauptattraktion des Ortes. Bis wir uns versahen stand eine ganze Menschentraube um uns herum. Das „Griaßts eich, seids es aus Bayern“ ließ uns dann aber doch aufhören. Mitten in der Menge war ein Münchner, dessen Familie hier wohnt und die er von Zeit zu Zeit besucht. Somit erfuhren wir dann auch, dass sogar die Lokalpresse anwesend war und fleißig fotografierte. Ein wirklich einmaliges Erlebnis. Bezahlung wurde natürlich keine angenommen, aber wir bedankten uns neben dem mehrfachen persönlichen Bedanken auch mit vielen Gastgeschenken bei allen Anwesenden.
Langsam aber sicher wurden die Straßen nun auch wieder besser und wir erreichten Schließlich die Küstenstraße, auf der wir nochmal ordentlich Spaß beim etwas schnelleren Fahren hatten. Das Ziel für die Nacht war Ordu, wo wir am lokalen Kulturzentrum empfangen wurden, und dort direkt am Strand zum schwarzen Meer unser Fahrerlager aufschlagen durften. Im Kulturzentrum fand dann schließlich das gemeinsame Konzert mit den mitgenommenen Instrumenten statt, und diese wurden dort dann gemeinschaftlich gespendet.
Für den nächsten Abend sollten wir bereits in Kars in Ostanatolien ankommen, über 700 km Strecke also! Deswegen gings auch früh los und wir sind auf der Küstenstraße auch zügig voran gekommen. Der Weg ins Landesinnere führte uns dann über einige Pässe mit massivem Fahrspaß am frühen Abend nach Kars, wo wir wieder mal unter den ersten 10 Teams in der Burg ankamen. Das Wetter ließ nun aber leider richtig zu wünschen übrig, starker Regen und einstellige Temperaturen trieben uns dann in das dortig aufgebaute Verpflegungszelt und auch relativ zeitig ins Bett, auch wenn das Feierabend-Bier natürlich nicht zu kurz kam.
Der 8. Mai war geradezu spektakulär und verdient sich seinen eigenen Blog-Eintrag. Bleibt dabei, bald gehts weiter mit unserem „Rallye-Tagebuch“.
Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.
hallo leute ihr habt da ja voll stress, aber auch voll gaudi. weiter so und kommt wieder gsund hoam.
gruss simi.