Tja, die Rallye ist leider schon wieder vorbei, und wir befinden uns bereits seit einer Woche wieder in unserem Alltag, aber sicherlich ist Euch wie uns schmerzlich aufgefallen, dass es bisher überhaupt kein Rallye Tagebuch gab. Der Grund, dass während der Rallye kein entsprechendes Tagebuch zustande kam, liegt vor allem in dem wie immer sehr strengen Zeitrahmen (so viel sei vorweg genommen: vor 20:00 Uhr stand nie ein Motor still) und natürlich auch daran, dass wir dieses Mal nur zu viert unterwegs sind, und somit jedem Team-Mitglied nochmal etwas mehr zufällt.
Aber wer denkt, diese Einleitung ist nur Gejammer, der irrt sich gewaltig! Genau genommen könnten wir kaum glücklicher sein, soviel dürfen wir vorweg nehmen, stellt sich die European 5000 doch als vermutlich die bisher beste Rallye heraus, zumindest was die Strecken betrifft. Und deswegen wird es Zeit auch Euch dran teil haben zu lassen:
Am Freitag den 08.09.2017 sind wir, wie bereits im letzten Blog-Eintrag erwähnt, vom Donau-Ries nach München aufgebrochen und haben den Augustiner Schützengarten um ca. halb 8 abends erreicht. Der Start im Donau-Ries verzögerte sich etwas, da unser Navigator Slash (natürlich wie immer auch der Autor dieser Zeilen) leider mit dem Packen etwas hinterher war. Immerhin war er nur eine einzige Nacht im eigenen Bett zwischen seinem IFA-Einsatz und der Rallye.
In München angekommen war schließlich jeder im Rallye-Modus und voller Vorfreude auf das bevorstehende Abenteuer. Einige Teams der diesjährigen Rallye, aber auch Teams des BSC 2016 fanden sich zu einem gemütlichen Abend am Augustiner Schützenkeller ein. Auch wenn es als Vorstartparty betitelt wurde, erlebten wir letztendlich nur ein sehr gemütliches und geselliges Beisammensein, mit Veteranen und Neulingen, als auch den Organisatoren, die sich auch nicht zu schade waren, ein bayrisches Bier (und noch eins, und noch eins…) mit zu trinken. Gerade das Werkstatt-Team des BSC 2016 wieder zu treffen, war einfach genial, wobei die Freude etwas gebremst wurde, als sie mehrfach bestätigten, dass sie nur zu Besuch da wären. Wie auch immer, es wurde ein echt lustiger und durchaus auch feucht-fröhlicher Abend.
Nach der ersten Nacht in unseren Rallye-Schlafgemächern machten wir uns nochmal frisch und konnten uns bereits um 09:00 Uhr akkreditieren und die Roadbooks abholen. Kaum aufgeschlagen, kam ein weiterer alter Bekannter dazu, Herbert von den Desert Wild Boys der Allgäu Orient Rallye 2013 hat unsere Einladung nicht abgelehnt, und war vermutlich sowohl aus Neugier, als auch um uns gebührend auf die nächste Tour zu verabschieden zusammen mit seiner Frau anwesend. Insofern fiel das Studium des Roadbooks etwas rudimentärer aus und wurde auf das wesentliche beschränkt. Entgegen kam uns dabei natürlich auch, dass wir den grundsätzlichen Aufbau, das Prinzip und die Grundregeln bereits vom BSC 2016 kannten.
Um 11:00 Uhr war es dann soweit, die Veranstalter bzw. die „Maschine“ startete im Namen der Veranstalter die European 5000 Rallye 2017 und schwor nochmal alle Teilnehmer auf den Kodex, die Regeln und die Freiheit (alles kann, nichts muss) ein. Da wir ein relativ volles Programm trotz spätem Startzeitpunkt hatten gab es noch ein Leberkäs-Sandwich mit auf den Weg, damit wir uns eine lange Mittagspause einsparen konnten und dann ging es direkt zu den Autos und endlich los! Seit dem Frühstück scharrten wir bereits mit den Hufen (zumindest geistig) und es wurde mehr als Zeit endlich Gas geben zu können. Der Start erfolgte nicht nach Startnummer sondern letztendlich, bedingt durch die Platzverhältnisse, nach Parkposition. Somit ging das ganze Teilnehmerfeld relativ zügig über die Startlinie und reihte sich in den Münchner Mittagsverkehr ein.
Wie üblich ist am ersten und letzten Tag der Rallye die Benutzung von Autobahnen erlaubt, vor allem um so zügig wie möglich die bekannten Gegenden zur verlassen. So ging es für uns direkt auf die Autobahn Richtung Garmisch-Patenkirchen. Dort war als erstes Ziel der Eibsee angesetzt, nicht als zwingendes Ziel, jedoch war es für die Tagesaufgabe nötig, Wasser eines deutschen See’s einzusammeln. Und da der Eibsee mehr oder weniger direkt auf der Strecke lag, bot er sich natürlich dafür an.
Als Aufgabe für den ersten Tag stand nämlich eine sogenannte Bergweihe an. Dafür benötigt man Wasser eines deutschen See’s, einen Tannenzapfen aus Österreich und einen Stein aus Italien (wer Ähnlichkeiten zum BSC 2016 erkennt, ist nicht allein 😉 ). Am Eibsee holten wir uns also das besagte Wasser und traten danach natürlich sofort wieder aufs Gas. In Österreich einen Tannenzapfen zu finden stellte sich jetzt nicht wirklich als große Herausforderung heraus und so ging es direkt weiter über die Alpen. Neu dieses Mal: die Road-Missions. Eigentlich täglich gibt es zu den üblichen Tagesaufgaben noch zwei Road-Missions. Hier geht es darum die beschriebende Strecke zu fahren, und dies über ein Bild markenter Punkte auch zu belegen.
Für den ersten Tag standen hier das Timmelsjoch und das Stilfserjoch auf dem Programm, sicherlich den meisten als berühmte Pässe bekannt. Über das Ötztal steuerten wir also ohne Umwege das Timmelsjoch an, und passierten die Mautstelle noch am späten Nachmittag. Wir trotzten dem dort herrschenden Wind für ein kleines Gruppenbild und heizten anschließend die Kehren hoch über das Timmelsjoch. Leider erwartete uns kurz nach der Mautstelle bereits dichtester Nebel und so wurde der Fahrspaß doch extrem gedämpft, bzw. die Konzentration des Fahrers mehr gefordert.
In tieferen Gefilden gab es aber natürlich klare Sicht und so ging es wieder mit mehr Gas weiter zum Stilfserjoch. Hier hatten wir die Wahl, heute noch drüber oder zuerst ein Nachtquartier suchen. Da uns das Fahren im Blut liegt, war die Antwort schnell gefunden… Zurück ins Auto und Geschwindigkeit aufnehmen. Da Stilfserjoch ist ja berühmt für seine vielen Kehren und dementsprechend haben wir unsere BMWs belastet. Hoch oben am Stilfserjoch fanden wir dann auch die letzte „Zutat“: Schnee! Es galt nämlich mit dem Wasser aus Deutschland, dem Stein aus Italien und dem österreichischen Tannenzapfen in der Hand barfuß im Schnee zu stehen. Gesagt, getan! Aber es war schon dunkel und auch nicht wirklich warm, weswegen es schnell weiter ging und die Suche nach dem ersten Übernachtungsplatz anstand. Bormio wurde uns im Roadbook als Ziel genannt und so fanden wir relativ spät und bereits im Dunkeln einen Camping-Platz nähe Bormio, inkl. Pizzeria. Ab dem Stilfserjoch herrschte jedoch Dauerregen, was uns den Aufenthalt nicht unbedingt erleichterte.
Für den zweiten Tag kündigte das Roadbook eine lange, anstrengende aber auch faszinierende Etappe an, die uns weiter quer auf und ab durch die Alpen führen wird. So ging es für uns zunächst südlich von Bormio auf die Grenze zur Schweiz zu mit dem Ziel St. Moritz zu erreichen. Von dort aus ging die Route wieder zurück nach Italien um dann zur ersten Road Mission, dem Splügen Pass wieder die Schweizer Grenze zu überqueren. Auf dem Weg nach oben erwartete uns dann leider wieder mal Nebel, wenn auch nicht mehr ganz so dicht, und Schnee. An der Passspitze angekommen fanden wir aber eine lange Schlange von Autos vor, die alle über den Pass wollten aber nicht weiter kamen. Grund dafür war letztendlich hoher Schnee auf der Fahrbahn, da ein kurzes Stück auf der nördlichen Seite des Passes nicht geräumt wurde. Wobei das Hauptproblem dabei bestand, dass auf der Strecke noch Autos feststeckten, die in der Gegenrichtung versuchten hochzukommen. Nach etwa 20 Minuten klärte sich die Situation zumindest soweit, dass die Strecke von Autos befreit war, und wir konnten dank unserer Winterreifen problemlos weiterfahren. Der iX voraus mit einem sichtlich begeisterten Äpfel am Steuer wälzte gleich auch mal zusätzliche Spuren für die nachkommenden platt und wir konnten die Abfahrt problemlos hinter uns bringen.
Nach einem Fahrerwechsel ging es dann direkt zum San Bernadino Pass weiter. Voller Elan der neuen Fahrer wurden die Infoschilder nicht weiter beachtet, und wir fanden uns nach nur ein paar hundert Metern vor einer geschlossenen Schranke mit Tiefschnee wieder, womit uns leider nur das Wenden und der Umweg über den San Bernadino Tunnel übrig blieb. Das war nicht nur aufgrund des fehlenden Fahrspaßes ärgerlich. Der Tunnel kann nur mit der Schweizer Jahresvignette (40 €) befahren werden und außerdem mussten wir so unseren ersten Autobahn-Joker nehmen. Aber da wir den nun eh schon gesetzt hatten, nutzten wir auch eine längere Strecke um uns schneller dem Tagesziel zu nähern.
Die Tagesaufgabe besagte für heute ja nur die erste Rallye-Party im Raum Piemonte zu finden. Dank der im Roadbook sehr detaillierten Beschreibung war es kein Problem die alte Villa in Valenza zu finden. Und die Zusatzaufgabe mit allen Teams zusammen das Zelt aufzuschlagen und anständig zu feiern ist für uns natürlich das kleinste Problem!
Der Einleitungstext für den heutigen Tag im Roadbook sagt einmal wieder einen anstrengenden Tag voraus, diesmal aber nicht nur für uns, sondern auch für unsere Autos. Von unserer Party-Villa aus ging es erstmal Richtung Turin und von dort aus direkt mal wieder auf die Berge zu. Das erste Ziel und die erste Road Mission war hier der Colle delle Finestre, ein alter Militär Transportweg, der allerdings auch nie weiter ausgebaut wurde. Folglich sollten uns hier vor allem für unser Auto anspruchsvolle Strecken erwarten. Zwar nahmen wir eine etwas andere Route als im Roadbook vorgeschlagen, aber auch wir erreichten den Pass über eine enge, kurvige Schotterpiste. An der Passhöhe erwartete uns auf 2.178 Höhenmeter bei endlich sonnigen Verhältnissen ein traumhafter Ausblick.
Dank der vielen Mountainbiker könnten wir dort auch unsere Tagesaufgabe erledigen: Da wir an diesem Tag einige Tour de France Strecken befahren würden, sollten auch wir 200 m auf dem Fahrrad bei über 2000 Höhenmeter zurücklegen. So konnten wir uns dort kurz ein Fahrrad leihen und auch diesen Punkt abhaken.
Den Pass wieder hinab und über weitere an den Bergen entlang geschlängelte Schotterpisten erreichten wir dann die Forte di Fenestrelle, die größte Festung Europas und das zweitgrößte Steinbauwerk der Welt, nach der chinesischen Mauer. Dank unserer Alternativ-Route konnten wir sowohl den Haupteingang der Festung im Tal, als auch deren Ausläufer hoch in den Bergen aus nächster Nähe sehen. Nach einer kurzen Besichtigung der Anlage ging es aber natürlich wieder zurück auf die Straße und zur nächsten Grenze, ab nach Frankreich!
Kurz nach der Grenze sollten wir dann der Route des Grandes Alpes folgen um unsere zweite Road Mission zu erfüllen, den Col d’Izoard, also den nächsten Pass, zu erklimmen. Wie immer gab’s für die Road Mission ein Beweisbild bei windigen Verhältnissen, dafür aber nach wie vor klarem Himmel. Der Route weiter folgend ging es genauso kurvig weiter wie bisher, ein Pass folgt auf den anderen, und man kriegt gar nicht mehr genug davon!
Nach dem Col de Vars, der ebenfalls noch im Roadbook erwähnt war, wurde es auf der Abfahrt dann auch schon wieder dunkel, und bis wir die angepeilte Stadt Barcelonette erreichten war es dann auch schon wieder ziemlich spät, so dass wir uns direkt in der Stadt noch was zu essen suchten (mal wieder eine Pizzeria ;)) und danach zu nachtschlafender Zeit einen der dortigen Campingplätze „stürmten“.
Für die kommenden Tage stehen noch einige Pässe und danach die Côte d’Azur, die französische Provence und zur Halbzeit Andorra an, bevor es dann nach Spanien geht, wie immer, wollen wir Euch aber nicht im ersten Teil schon überfordern, deswegen heben wir uns diese Erlebnisse für den nächsten Teil unseres Tagebuchs auf.
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Wo kann man denn den 2. Teil eures Tagebuchs finden? 🙂