Nach einer ruhigen Nacht in Östersund und Gesellschaft von Storsjöodjuret (Schwedisches Nessi) ging es in der früh zeitig weiter. Für diesen vierten Tag der Rallye war die Überquerung der Grenze zu Norwegen angedacht. Für den Weg dorthin gab es die klassische Surströmming Aufgabe. Surströmming ist eine schwedische Fisch-Spezialität, die durch Säuerung konserviert wird. Dabei entwickelt sich ein entsprechend ekliger Geruch. Der Aufgabe nach muss die Dose geöffnet, der Kilometerstand samt geöffnter Dose abfotografiert und die Dose dann 200 km transportiert werden. Danach ist ein weiteres Foto mit KM Stand und der Dose fällig. Ein Transport im Auto kommt nicht in Frage! Jeder der eine solche Dose jemals geöffnet hat, weiß das sicherlich auch. Also haben wir die Dose spontan in einen Müllbeutel verpackt und an eine unserer Anhängekupplungen geklebt. Gewusst wie 😉
Auch das Überqueren der Grenze zu Norwegen war dafür die deutlich leichtere Aufgabe. Eigentlich erwarteten wir hier bereits Grenzkontrollen, aber tatsächlich verhielt es sich wie ein normaler Grenzübergang innerhalb der EU. Jegliche Bedenken über Kontrollen oder ähnliches waren also nur verschwendete Zeit.
Schweden war bereits landschaftlich beeindruckend, aber trotzdem relativ gleichbleibend, also Wälder und Seen. Umso näher wir Norwegen kamen, und vor allem nach der Grenze stellte sich schnell eher das klassische nordische Gefühl ein: also ganz allgemein rauher und felsiger. Das Roadbook wies aber auch daraufhin, bereits die morgige Seite zu lesen, da wir es am nächsten Tag auf die Lofoten schaffen sollten. Dafür gibt es letztendlich zwei Möglichkeiten: Entweder per Fähre überzusetzen, oder den klassischen aber dafür anstrengenden und extrem langen Weg über die Landstraße zu nehmen. Auch wenn wir ja nicht zum Spaß hier sind und eigentlich ja viel lieber Fahren als auf einer Fähre zu stehen, ist der Weg über die Landstraße letztendlich doch zu weit, bzw. würde sich ein ernstes Zeitproblem ergeben. Also liebäugelten wir schon auf den Straßen in Norwegen mit dem Fährweg. Außerdem trafen wir bei einem kleinen Stop ein anderes Team, das uns auf die Idee gebracht hat, die Fähre um Mitternacht zu nehmen.
Der Plan war also geschmiedet und wir haben an dem Tag noch etwas Fahzeit drangehängt. Um kurz nach 22 Uhr kamen wir dann auch am Fährhafen in Bodo an und reihten uns in die Schlange für die Fähre ein. Dort gabs dann auch noch eine kurze Brotzeit und wir warteten anschließend in den Autos, da es trotz anhaltendem Tageslicht ziemlich frisch wurde. Um 1 Uhr konnten wir dann auf die Fähre fahren, die wenig später auch abgelegt hat. Die veranschlagte Fahrzeit von 4 Stunden hielt die Fähre trotz heftigstem Seegang auch ein, allerdings waren das für uns vier extrem harte Stunden. Zum einen plagte uns unsere Müdigkeit, zum anderen und vor allem aber der Seegang. So etwas hatten wir noch nicht erlebt! Die Fähre war fast durchgehend in Schräglage und pflügte durch die Wellen, wobei es durchaus vorkam, dass die Fähre nach einer Welle wieder richtig einschlug. Man hatte das Gefühl als würde die Fähre teilweise den Kontakt zum Wasser verlieren. An ein paar von uns ging das nicht spurlos vorüber, und so war die Brotzeit davor schneller wieder draußen als gedacht.
Um 5 Uhr früh gings dann in Moskenes von der Fähre herunter und nur ein paar wenige KM weiter auf den nächstbesten Parkplatz und so schnell wie möglich ins Bett.
Nach ein paar Stunden schlaf erwarteten uns die Lofoten dafür mit wesentlich besserem Wetter. Der Sturm und Regen hatten sich gelegt und es kam sogar die Sonne raus. Direkt vor dem malerischen Dorf Reine begrüßte uns ein traumhaftes Panorama und machte unseren verspäteten Start in den Tag somit weit erträglicher! Außerdem mussten wir heute auch nur ein Stückchen weiter zum Ort der ersten Rallye-Party, wo wir zum ersten Mal wieder auf wirkliche alle andere Teams treffen würden. In gemütlichen Reisetempo schlängelten wir uns also durch die Lofoten mit dem Ziel Hov bei Gimsoya, einem kleinen Campingplatz direkt am Meer. Der Weg dahin war aber mit einem Panorama nach dem anderen gesät und wir kamen kaum mehr aus dem Staunen und Fotografieren raus. Was für eine Landschaft! Extrem beeindruckend und wunderschön!
Am Campingplatz erwarteten uns bereits einige Teams, sowie die Veranstalter und wir schlugen unsere Zelte, und vor allem zum ersten Mal auch unsere Planenkonstruktion auf. So hatten wir uns eine lauschige kleine Höhle gebaut, die uns vor allem vor dem Meereswind schützte. Um 20 Uhr waren dann Wikingerspiele angesagt, wobei es nur kleine Spielchen, wie Zielwurf mit einem Holzklotz oder Seilziehen waren. Da wir uns beim Weitwerfen freiwillig für ein etwas größeres Stück Holz entschieden haben, was letztendlich für alle drei Autos gelten sollte, schieden wir aber früh aus. Ein Spaß wars trotzdem! Danach wurde dann das große Sonnwendfeuer entzündet und die Party „angepfiffen“. Da auch wir keine Kinder von Traurigkeit sind, schlossen wir uns natürlich dem Gros der Rallye-Teams an und machten die Nacht zum Tag. Wobei das mussten wir gar nicht, hier wird es um diese Zeit ja nicht dunkel! Selbst um kurz nach Mitternacht hatten wir immer noch Sonnenschein. Zwei von uns schlossen sich dann auch noch dem Bad im „Eismeer“ an, ein einmaliges Erlebnis! Um 2 Uhr fanden dann auch die letzten den Weg zurück in unsere Pathfinders-Höhle, obwohl es noch immer taghell war (Man denkt irgendwie immer: „Es ist ja noch gar nicht spät!“, selbst 2 Uhr nachts, nach dem einen oder anderen alkoholischen Getränk). Allerdings war diese nicht mehr direkt angenehm und lauschig, sondern war doch sehr dem Meereswind ausgesetzt. Selbst diejenigen die bereits schliefen waren wieder wach geworden, und versuchten die Plane weiter zu sichern. Das ging leider auch die ganze Nacht so durch, nicht nur der Lärm der flatternden Plane, auch das ständige Schaukeln, schließlich war die Plane an unseren Autos befestigt, und so konnte der Wind auch daran kräftig reißen, hielten uns mehr oder weniger wach. Also mal wieder keine erholsame Nacht.
Für den „Day After“ war laut Roadbook gemütliches Fahren Richtung Norden angesagt, um so wortwörtlich, den „Hangover“ aus den Knochen zu kriegen. Als groben Anhaltspunkt hatten wir Tromso als Zielangabe, wo es unter anderem die nördlichste Brauerei Europas gibt, die, witzigerweise sehr passend, von einem Deutschen gegründet wurde. Also ging es erstmal noch durch die Lofoten, weiterhin Panorama an Panorama, die Kamera’s glühten. Aber es gab ja auch genug Fahrtwind um sie abzukühlen 😉
Nach dem Verlassen der Lofoten ging es direkt der E6 entlang weiter nach Norden. Gemeinsam entschieden wir uns dann aber Tromso auszulassen, da die Stadt recht abgelegen liegt, und vor allem nur über eine Strecke erreichbar ist, die wir am nächsten Tag wieder hätten zurückfahren müssen, oder eine Fährstrecke nehmen. Von Fähren hatten wir aber letztendlich erstmal genug, deswegen gings weiter Richtung Norden, genauer gesagt Richtung Nordkap. Auf dem Weg suchten wir uns dann einen schönen Campingplatz mit Duschen um den Eismeerbadern die Möglichkeit zu geben, das Salzwasser abzuwaschen.
Das nächste Etappenziel ist gleichzeitig der nördlichste Punkt unserer Rallye, sowie der nördlichste Punkt Europas: das Nordkap! Also brachen wir wieder einmal relativ zeitig auf, und folgten weiterhin der E6 vorbei an wunderbaren Landschaften, Fjorden und Bergen und hielten weiterhin Ausschau nach Elchen und Rentieren. Kurz vor dem Nordkap-Tunnel, der auf die Insel Mageroya führt, war es dann endlich soweit, Rentiere neben und auf der Straße!
Nach einer kleinen Fotosession ging es aber dann direkt in den knapp 7 km langen Tunnel, der an seiner tiefsten Stelle 212 m unter der Wasseroberfläche des Meeres liegt. Schon beeindruckend wie steil es dort runter und wieder rauf ging. Über einige Gebirgspässe fuhren wir dann durch ein paar kleine Orte direkt zum Nordkap. Nachdem Zahlen des Wegzoll’s bzw. kaufen der Eintrittskarte parkten wir unsere Autos auf dem Parkplatz vor dem dortigen kleinen Museum mit Restaurant, Souvenir-Shop und Cafe. Mit dem Wetter hatten wir auch noch ordentliches Glück, kein Nebel, kein Regen, nur etwas windig. Also schulterten wir ein paar Bier und machten uns auf den Weg an die nördlichste Stelle Europas. Am berühmen Globus des Nordkap’s gönnten wir uns dann ein gutes bayrisches Weißbier und machten natürlich ein paar obligatorische Fotos, versteht sich von selbst! Witzigerweiße trafen wir dort auch ein paar Bayern, die ebenfalls gemütlich ein Bier am Nordkap tranken.
Nachdem nun aber doch nach einiger Zeit dichtester Nebel und Regen aufzog, war unser Plan noch heute einige KM Richtung Süden zu schaffen. Zurück im Rallye-Modus machten wir noch gute 200 km und fanden bei Lakselv einen hübschen kleinen Campingplatz, der definitiv einer der billigsten Campingplätze in ganz Skandinavien war. Nicht nur das, sondern er war auch noch gut gepflegt und mit relativ neuer Ausstattung. Da gab’s wirklich nichts zum meckern! Sogar die Duschen waren im Pauschalpreis inbegriffen, was in Norwegen doch sehr unüblich ist. Da wir aber nach wie vor ein diverses Schlafdefizit haben, ging’s dieses Mal direkt ins Bett.
Für den achten Tag der Rallye gab es nun einen Entscheidung zu treffen: Soll es nach Russland gehen, oder geht es durch Finnland wieder nach Süden? Da wir uns bereits in der Rallye-Vorbereitung um ein russisches Visum gekümmert haben, fiel uns die Entscheidung recht einfach. Wann kommt man schon mal wieder nach Russland? Als Option wäre noch möglich eine kleine Strecke durch Finnland zu fahren und anschließend wieder über die norwegische Grenze nach Russland einzureißen. Wir entschieden uns aber für einige weitere Küsten-KM. Da die nörldichen Grenzen zwischen Finnland und Russland geschlossen sind wäre die andere Option noch gewesen, Murmansk auszulassen und im Süden erst zu St. Petersburg nach Russland zu fahren. Aber wenn wir schon mal da sind…
Dann ging es eine schöne kurvige Strecke entlang Richtung Kirkenes, wo der Grenzübergang zu Russland liegt. Kurz vor der Grenze fanden wir dann wieder einen Campingplatz, wo wir gefühlt alle Teams, die sich für diese Strecke entschieden haben, antrafen, bzw. die Teams bis in die Nacht hinein noch ankamen. Für die Streckenentscheidung gab es im Roadbook den Hinweis, sich mit anderen Teams zu besprechen, und dabei doch ein gemeinsames Feuer zu machen. Gesagt, getan und dabei auch noch ein bißchen den Biervorrat dezimiert, um auf nicht allzu große Probleme an der russischen Grenze zu stoßen.
Insofern kümmern wir uns jetzt mal um das Bier und werden noch ein bißchen feiern. Danach geht’s dann sicher auch wieder mal zeitig ins Bett (oder vielleicht auch nicht 😉 ). In diesem Sinne: Gute Nacht!
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